Die alte Operette verwahrlost

Dresden. Die geplante Sanierung der Operette ist in der Schublade verwunden – das Geld plötzlich weg.

Dr. Rainer Kempe ist jetzt 81 Jahre alt und könnte in seinem Alter glatt noch mal zum Hausbesetzer werden. Er lacht auf die Nachfrage einer Journalistin hin, ob das denn ernst gemeint sei. »Ja, warum nicht? Irgendetwas werden wir uns einfallen lassen!« WIR – das ist der harte Kern von etwa zehn Mitstreitern der Bürgerinitiative  »Operette retten!« Insgesamt sind um die 50 Unterstützer bemüht, der einstigen Leubener Staatsoperette ein zweites Leben als Kultur- und Nachbarschaftszentrum zu geben. Als Stadtrat hatte sich Kempe Jahre dafür eingesetzt, dass die Staatsoperette an einen neuen, modernen Spielort kommt, was mit dem Kraftwerk ja auch gelungen ist. »In gutem Glauben haben wir dafür gekämpft, waren uns sicher, dass der Standort Leuben anders genutzt wird.« Doch genau das ist nicht passiert. »Eine alte Schuld, die noch steht«, so Kempe. 

Dabei schien es schon loszugehen. 800.000 Euro waren 2023 / 2024 im Haushalt der Stadt eingestellt – im neuen Haushaltsentwurf fehlen sie einfach. Stadträtin Anja Apel (Die Linke) hat mit den Fraktionen im Stadtrat gesprochen. Natürlich war allen klar, dass es kein zusätzliches Geld geben wird. Aber dass die 800.000 Euro völlig sang- und klanglos weg sind, hat sie aufgebracht. »Die Vorlage ist in der Schublade verschwunden, sie wird einfach nicht weiter bearbeitet. Nur OB Dirk Hilbert kann dafür sorgen, dass die Gelder in den nächsten Haushalt übertragen werden und das fordern wir!«, sagt sie.  

Die Machbarkeitsstudie liegt doch schon vor

Mit dem Geld sollte der hintere, rechte Gebäudeteil instandgesetzt und für Probenräume vorbereitet werden. In Arbeit waren die Planung, der Bauantrag und die Bauausführung sowie die Anbindung der Medien und die Zugänglichkeit des Gebäudes – das war im Februar 2023.

Es gab sogar schon einen Variantenvergleich für 30.000 Euro. Im vierten Quartal 2024 sollte die Beschlussvorlage zur Machbarkeitsstudie von Henkel Projektmanagement / Alexander Pötzsch Architekten vorgestellt werden, das Herrichten des Garderobenraumes sollte finanziell untersetzt werden. Nichts davon ist passiert! Stattdessen haben ausgerechnet in diesem Jahr die Schäden durch Vandalismus ein neues Ausmaß erreicht:  Die Bürgerinitiative legte in einem Pressegespräch Fotos. vor: Türen wurden herausgerissen, Fenster stehen plötzlich offen, ganze Werkzeugtaschen wurden gefunden, Kabel herausgerissen, auf den Tresen eingeschlagen.  

»Wenn wir jetzt noch länger warten, ist gar nichts mehr realisierbar«, sagt Rainer Kempe. Stadträtin Anja Apel, deren Mutter als Chefdramaturgin in der Staatsoperette gearbeitet hat, bringt es so auf den Punkt: »Wie kann man mit einem Gebäude, das so viel für die Kultur in Dresden beigetragen hat,  derart umgehen? Für die Leubener hängen viele Emotionen an dem Haus. Sie wollen, dass der Ort für sie bleibt!« Für die Bürgerinitiative ist klar – sie wird nicht zulassen, dass das Projekt still und heimlich in der Schublade bleibt und macht klare Forderungen auf: Der Oberbürgermeister soll die geplanten 800.000 Euro in den nächsten Haushalt übertragen. Außerdem soll er zusichern, dass 2025 endlich mit einer Sanierung der alten Operette begonnen wird. Zudem soll die Variante B der Machbarkeitsstudie eines Kultur- und Nachbarschaftszentrums weiter untersetzt werden. Die Stadt soll, wie begonnen, ein Etappenkonzept vorlegen, um den historischen Kopfbau zu retten. 

Für das Stadtteilzentrum will die Initiative Gelder aus der Stadtteilförderung einwerben, Kontakte knüpfen und den Ort mit Veranstaltungen beleben. Denn nur ein belebter Ort kann weiterleben, ist sich die Initiative sicher.