Was wird denn nun mit den leerstehenden Theatergebäuden in Dresden?

Das Kraftwerk Mitte wurde vor vier Jahren als Spielstätte für das theater junge generation und die Staatsoperette eingeweiht. Ein Leuchtturm für Dresden. Das Gegenteil davon sind die ehemaligen Spielstätten der beiden Bühnen.
27.07.2020, 13:07 Uhr
Dresden. Die Zukunft der ehemaligen Liegenschaften des Theaters Junge Generation (tjg) in Cotta und der Staatsoperette Dresden in Leuben steht weiter in den Sternen. Als der Stadtrat 2010 den Umbau des Kraftwerks Mitte zur Spielstätte für die beiden Bühnen beschloss, sollten die Liegenschaften noch verkauft werden und der Verkaufserlös zur Finanzierung des Millionen-Projektes beitragen. 1,3 Millionen Euro Verkaufserlös waren damals eingeplant.
Corona und das Kulturhauptstadt-Desaster
Es kam anders: 2016 beschloss der Stadtrat, dass die Immobilien dauerhaft im Besitz der Landeshauptstadt verbleiben und die Verwaltung Nutzungskonzepte vorlegt. Bei der tjg-Liegenschaft hat das Kulturamt die Hausaufgaben erledigt: Hier soll ein „Zentrum für zeitgenössische Musik“ entstehen, hieß es im Konzept für die Kulturhauptstadtbewerbung. Eine Spielstätte für Rock- und Popkonzerte also.
Die Kulturhauptstadtbewerbung ist jedoch gescheitert, die Coronakrise hat die städtischen Finanzen aus den Fugen gebracht. Mit Folgen für das Nutzungskonzept: Statt „Entwicklung einer Beschlussvorlage für die Nachnutzung des ehemaligen Theatergebäudes in Cotta“ heißt es in der aktuellen Beschlusslage des Stadtrats nur noch lakonisch: „Kosten-Nutzen-Analyse für die angedachte Nachnutzung“. Im Klartext: Die nächsten Jahre passiert nicht viel auf dem Gelände, weil kein Geld da ist.
Für die Nachnutzung der Operettenliegenschaft in Leuben – neben dem Kopfbau stehen auf dem Grundstück noch mehrere Baracken – gibt es nicht mal ein Konzept. Zwar hat der Stadtrat eine Konzeptausschreibung beschlossen, bei der ein privater Investor den Kopfbau für eine öffentliche Nutzung sanieren und dafür die weiteren Flächen für Wohnungsbau erhalten soll. Doch: „Eine Konzeptausschreibung erscheint nach nochmaliger Prüfung des Grundstücks nicht mehr sinnvoll“, erklärte jetzt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen, die Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (beide Bündnis 90/Die Grünen) vertritt, auf Anfrage von SPD-Stadtrat Stefan Engel.
Der Zahn der Zeit nagt weiter
Der Kopfbau könne saniert und erhalten werden. Doch Wohnungsbau rechne sich auf den Flächen hinter dem Kopfbau nicht, da diese zu klein seien. Sportbürgermeister Peter Lames (SPD) prüfe zudem eine Erweiterung der benachbarten Sportanlage auf dem Operetten-Grundstück.
Zusammengefasst: Die Stadtverwaltung will ein neues Nutzer- und Betreiberkonzept für den Kopfbau prüfen, eine Bedarfsplanung erstellen und dann Fördermittel akquirieren. Mögliche Nutzungen könnten Räume für die Städtischen Bibliotheken, für Sport- und Freizeitaktivitäten oder für ein Stadtteil- und Nachbarschaftszentrum sein, so Jähnigen. Auch eine Vermietung von Geschäftsräumen beispielsweise für kleinteilige Fitness- und Wellnessanbieter komme in Betracht.
Unterm Strich darf der Zahn der Zeit auch vier Jahre nach Eröffnung der neuen Spielstätten an den alten Liegenschaften der beiden Bühnen nagen. Was wäre wohl geschehen, wenn der Beschluss von 2010 umgesetzt worden wäre?
Von Thomas Baumann-Hartwig