
Seit Monaten ist in der alten Operette in Dresden gezündelt worden, sagt Rainer Kempe von der Bürgerinitiative „Alte Operette – Leuben beleben“ und erhebt Vorwürfe an die Stadt. Vom Freitag ist nun ein Video aufgetaucht, das den Ausbruch des Feuers zeigt.
Dresden. Die Mitglieder der Initiative „Alte Operette – Leuben beleben“ können es noch immer nicht glauben. Das Haus, für dessen Wiederbelebung sie seit mehr als einem Jahr kämpfen, ist ausgebrannt. Der einstige Zuschauerraum der Staatsoperette – weg. „Es macht uns unglaublich wütend“, sagt Rainer Kempe von der Initiative. Die Wut richtet sich nicht nur an diejenigen, die das Feuer zu verantworten haben.
„Das hätte nicht sein müssen“, sagt Rainer Kempe. „Wenn schon eher wieder Leben in die alte Operette gebracht worden wäre, wäre das Ganze nicht passiert.“ Was hinter dieser Annahme steht? Der Dresdner geht davon aus, dass das Feuer gelegt wurde, auch wenn sich die Polizei zur möglichen Brandursache noch bedeckt hält. Denn seitdem das Haus leer steht – 2016 zog die Staatsoperette aus –, gibt es dort Probleme mit Vandalismus.
Feuer brach wahrscheinlich im alten Operettensaal aus
„Ich gehe von Brandstiftung aus.“ Ein Augenzeuge habe am Freitagabend um 19.30 Uhr – sieben Minuten, bevor die Feuerwehr alarmiert wurde – Jugendliche auf dem Operettengelände gesehen. Da brannte es im Bühnenbereich schon, wie aus den Handy-Videoaufnahmen, die der SZ vorliegen, hervorgeht.
Das Feuer wirkt zu diesem Zeitpunkt beherrschbar, geriet dann wohl innerhalb weniger Minuten außer Kontrolle. Der Augenzeuge soll dann die Feuerwehr alarmiert haben. Ob jene Jugendliche das Feuer gelegt haben, die auf dem Gelände zugange waren, weiß Kempe nicht.
Brandermittler der Polizei waren bereits im Einsatz, die Auswertung ihrer Erkenntnisse läuft noch. Wann mit Ergebnissen zu rechnen ist, könne derzeit nicht gesagt werden, so ein Polizeisprecher. Die Polizei schätzt den Schaden auf einen sechs- bis siebenstelligen Betrag.
Zündeleien seit mehreren Monaten
Rainer Kampe ist auf dem Weg zur Ostsee, als er von der Feuerkatastrophe in Dresden erfährt: Die alte Operette an der Pirnaer Landstraße brennt, dichter Rauch steigt aus dem Bühnensaal in den Himmel. Trotzdem hofft der 82-Jährige an diesem Freitagabend noch, das Haus könne gerettet werden. So wie er sich seit 2023 für dessen Rettung einsetzt.
Dass wahrscheinlich gar nichts mehr zu retten ist, wird ihm zwölf Stunden später bewusst. Die Flammen haben sich in der Nacht durch den Dachstuhl und den Rest des Gebäudes gefressen.
Zündeleien gab es in den vergangenen Monaten aber immer wieder, sagt Kempe. Er und seine Mitstreiter durften das Haus seit 2023 viermal betreten und dessen Zustand dokumentieren. Wurden zunächst brauchbare Dinge wie Kupferkabel oder Heizkörper herausgerissen, so ging es zuletzt um pure Zerstörung, so sein Eindruck.
Im Februar sei an mehreren Stellen Ruß entdeckt worden, Reste von Blitzknallern und Leuchtfeuern lagen herum. Außerdem waren Scheiben eingeschlagen. Die Stadt habe die Fenster im Erdgeschoss zwar vernageln lassen. Die Holzplatten seien aus Kempes Sicht aber ein überwindbares Hindernis gewesen.
Vor dem Feuer überlegte die Stadtverwaltung, ob man das Gebäude per Video überwachen lassen sollte, teilte sie erst am Mittwoch auf eine Anfrage der SPD-Stadträtin Kristin Sturm-Karls mit. Zuvor, im Sommer des vergangenen Jahres, war die dauerhafte Überwachung durch die Polizei nach rund drei Jahren beendet worden. Seitdem kontrollierte ein Hausmeisterdienst das Haus.
„Unser Eindruck ist, dass die Stadt ihre Sicherungspflicht nur ungenügend wahrgenommen hat, obwohl wir mehrmals auf den Vandalismus hingewiesen haben“, sagt Rainer Kempe.
Klare Forderung an die Stadt
Würde das Haus wieder bewirtschaftet, wäre es auch nicht zu der Brandkatastrophe gekommen, ist sich der Dresdner sicher. Tatsächlich gab es Pläne, die alte Operette zu ertüchtigen. Dafür waren sogar 800.000 Euro im Haushalt zurückgelegt worden. Das Geld floss Ende 2024 jedoch nicht nach Leuben, sondern in die Altstadt. Damit wurden Havarieschäden im Landhaus behoben.